BETEILIGTE VERSUCHSPERSONEN

Bereits 1925 wurden mittels Zeitungsanzeigen (u.a. Vossische Zeitung vom 12. August) Personen zur Mitwirkung an dem geplanten Großversuch gesucht. Man entschloß sich, lediglich alleinstehende männliche Versuchspersonen bis zu einem Alter von höchstens 40 Jahren zu beteiligen.

Im Laufe der Voruntersuchungen stellte es sich allerdings heraus, daß es während des Aufenthaltes im Kronos-Gerät zu einer starken pi-mesonischen Belastung kam, die insbesondere die Leber der Probanden schädigen kann. Wie allgemein bekannt ist, geht diese Belastung bei alkoholischer Sättigung der Leber oder im Falle von Leberzirrhose drastisch zurück, weswegen naheliegenderweise Probanden mit einem sogenannten Alkoholproblem bevorzugt eingestellt wurden. Aus diesem Grund sollen auch im Gerät selbst während des Versuchs etwa 20 Flaschen "Original Wilmersdorfer Kümmel 42%" mitgeführt worden sein, um einen konstanten Promillepegel zum Schutz der Testpersonen zu gewährleisten. Da die Probanden sich ohne weitere qualifizierte Handlungen lediglich im Gerät aufhalten sollten, ging von ihrer mäßigen Alkoholisierung keine größere Gefahr für die Durchführung des Versuchs aus.

Jeder Mitwirkende erhielt 200 Reichsmark für seine Teilnahme und mußte sich ausdrücklich verpflichten, auf eventuelle Schadensersatzansprüche zu verzichten. Allen wurde nahegelegt, etwaige persönliche Angelegenheiten testamentarisch zu klären, da die Dauer des Experiments für Außenstehende nicht überschaubar war.

Die unten abgebildeten Personen waren in die engere Auswahl als Testpersonen einbezogen, ihre Mitwirkung kann als sicher gelten. Möglicherweise waren noch weitere Personen involviert, die diesbezüglichen Unterlagen sind leider sehr lückenhaft.

Rudolf Lukasch (geboren 1887 in Olmütz, Oberleutnant a.D.)

trat schon früh in das k.u.k. Militär ein. Nach Dienstzeiten in Graz und Prag wird Lukasch 1915 zum Leutnant befördert und mit dem 91. k.u.k. Infanterieregiment an die russische Front nach Galizien versetzt. Nach dem Zusammenbruch Österreich-Ungarns 1918 wird er wegen latenter Alkoholprobleme nicht in das drastisch verkleinerte österreichische Heer übernommen und ging schließlich 1920 nach Berlin, wo er mit dem Betrieb eines böhmischen Restaurants während der Inflationszeit scheiterte. Wegen Suizidgefährdung unter Beobachtung des Klinikums Steglitz, wurde er von diesem an das Kronos-Projekt verwiesen.

Tiron Schluttrup (geboren 1899 in Emden, erwerbslos)

verbrachte nach dem Abbruch der Volksschule ab 1919 einige Jahre in London und Kalifornien, bevor er 1924 nach Deutschland zurückkehrte. Nach dem Verbüßen einer kurzen Haftstrafe in Berlin-Moabit wegen unzüchtigen Verhaltens in der Öffentlichkeit wurde er für 3 Monate in eine Trinkerheilanstalt in Berlin-Wedding eingewiesen.

Anders Magnus Kurtz (geboren 1898 in Danzig, Scherenschleifer)
Ignaz Stumm-Bordwehr (geboren 1901 in Graz, Militärperson)
Gerhard van Gellen (geboren 1902 in Chemnitz, Student der Rechtswissenschaften) Gustav A. Horner (geboren 1892 in Hamburg, Handelsvertreter)
Peter Kien (geboren 1892 in Berlin, Buchhandlungsgehilfe)
Johann Dröger (geboren 1905 in Augsburg, Künstler)